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23.05.2012
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Ulrike mit Jimmy
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Jimmy ist ein kleiner blonder Welsh-Corgi-Mischlingsrüde. Er wurde ausgesetzt und lebte acht Monate lang im Einzelzwinger im Tierheim (Winsen). Als ich ihn kennenlernte, war er aggressiv und nervös, biss Menschen, riss täglich seine Decke in Fetzen. Er nahm beim Gassi gehen überhaupt keine Notiz von mir, knurrte mich an, wenn ich ihn anfassen wollte. Er bellte und griff alles an, was laut war und/oder sich bewegte - Trecker, Lkw's, Motorräder, Radfahrer, Jogger, Inlineskater, andere Hunde. Einen Monat lang ging ich täglich mit ihm Gassi. Am 01. Mai 2009 nahm ich ihn dann endgültig zu mir. Alle fragten mich, warum ich so einen schwierigen Hund nehmen würde, ich sollte mir doch lieber einen Welpen holen! Zumal es der erste Hund in meinem Leben war. Doch Jimmy und ich waren füreinander bestimmt. Ich lebte damals in einer langjährigen, unglücklichen Beziehung mit einem Mann, der mir nicht gut tat, aber ich konnte die Beziehung nicht beenden. Als Jimmy in mein Leben trat, war seine erste Amtshandlung, meinen (inzwischen Ex-) Freund zu beißen, nachdem er ihm dreimal Bescheid gesagt hatte, dass er nicht angefasst werden will (knurr, knurr, knurr). "Oh", dachte ich, "von Jimmy kannst du was lernen! Der sagt dreimal Nein und dann gibt es eine Konsequenz!" Ich sagte damals immer hundertzwanzigmal Nein, um das schlechte Benehmen meines damaligen Freundes dann doch durchgehen zu lassen. Nach nur drei Monaten habe ich die Beziehung beendet! Nach acht unglücklichen Jahren! Jimmy hat mich gespiegelt, hat mir gezeigt, was ich falsch machte - ich war inkonsequent, viel zu lieb und verständnisvoll, wollte keine Verantwortung tragen. Das funktioniert mit einem Hund nicht! Ich durfte also lernen, konsequent zu sein und zwar geht das trotzdem durchaus freundlich! Denn mit Gewalt erreiche ich bei Jimmy absolut gar nichts, außer Aggression! Also funktioniert nur sanfte Konsequenz, manchmal Ignoranz als Strafe und manchmal auch mit etwas lauterer Stimme.

Heute bin ich der einzige Mensch, der Jimmy anfassen darf, ich kann ihn streicheln, bürsten, mit ihm kuscheln, mit ihm gemeinsam Zecken ziehen, toben, spielen und er gehorcht inzwischen einigermaßen gut. Ich liebe seine Fröhlichkeit, seine Sturheit und seinen ganz eigenen Charakter. Er ist und bleibt ein traumatisierter Hund, weil er in seiner Vorgeschichte misshandelt wurde und schlechte Erfahrungen gemacht hat und er ist und bleibt deshalb unberechenbar. Aber es lohnt sich - immer! Es gibt so viele Tiere in Tierheimen, die unglücklich sind und auf ein schönes, verständnisvolles Zuhause hoffen! Warum einen Welpen nehmen, wenn man einen Tierheimhund glücklich machen kann? Wozu noch mehr Hunde züchten, wo es sowieso schon viel zu viele herrenlose Hunde gibt?! Wenn alle Tierheime leer sind, dann kann man wieder Hunde züchten! Das ist jedenfalls meine Meinung. Jeder Tag, den ich meinem Jimmy schenke (und er mir), ist ein glücklicher Tag!



 

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